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Interview mit Rudi Assauer

Oliver Fritsch | Mittwoch, 18. August 2004 Kommentare deaktiviert für Interview mit Rudi Assauer

11Freunde-Interview mit Rudi Assauer über sein Verhältnis zu jüngeren Managern und sein Berufsbild – die 11Freunde vermissen bei vielen Vereinen eine Vereinsphilosophie

Ein Interview mit Rudi Assauer in 11 Freunde (August)

11F: Neben Uli Hoeneß, Michael Meier und Ihnen gibt es viele junge und neue Gesichter auf den Manager-Posten der Bundesliga. Wie sieht es mit dem Verhältnis untereinander aus?
RA: Das ist gut bis sehr gut. Selbstverständlich ist es zu den einzelnen Managern auch unterschiedlich, aber in welchen Bereichen ist das nicht der Fall? Wenn man mit siebzehn anderen Menschen zu tun hat, da gibt es immer welche, mit denen man besser auskommt, und manche, mit denen man nicht so gut auskommt. Das ist im Fußball nicht anders als im normalen Leben. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass das Verhältnis zwischen den Managern stimmt.
11F: Schauen Sie als „alter Hase“ auch manchmal auf einen jungen Kollegen und denken: „Mensch, der macht seine Sache aber richtig gut“?
RA: Es gibt einige Kollegen, die in ihren Vereinen sehr gute Arbeit geleistet haben, und vor denen habe ich auch den nötigen Respekt.
11F: Manche Vereine scheinen aber nicht viel von dem Manager-Posten zu halten und lassen den Trainer diese Arbeit gleich mit erledigen [of: Wer denn in Deutschland?]. Was halten Sie von diesem Modell?
RA: Gar nichts! Das gibt ständig Interessenkonflikte. Ich halte es beispielsweise für sehr schlecht, dass ein Trainer weiß, was die Spieler verdienen, genauso im umgekehrten Fall. [of: Welcher umgekehrter Fall?] Da bekämpft man sich im Prinzip gegenseitig.
11F: Sie waren vor Ihrer Zeit als Manager lange Jahre Bundesliga-Profi, haben dazu aber ein Banklehre hinter sich gebracht. Ist es für einen Manager heutzutage besser, wenn er aus dem Fußball oder aus der Wirtschaft kommt?
RA: Das muss man strikt unterteilen. Es gibt nicht viele Wirtschaftsleute, die auch genügend Fußball-Sachverstand haben. Was nützt es, wenn man wie wild Zahlen drehen kann, aber keine gute Truppe zusammenkriegt? Andererseits nutzt der beste Fußball-Sachverstand wenig, wenn dem Verein die Wirtschaftskraft flöten geht. Das sollte man also trennen, dass sich jemand aufs Geschäft und jemand auf den Fußball konzentriert.

Die WamS hat vor zehn Tagen Rudi Assauer Deutlicheres entlockt

Vielerorts herrscht über die Corporate Identity des eigenen Klubs völlige Unklarheit

„Kaum ein Job im Profifußball hat sich in den letzten Jahren so verändert wie der des Managers“, schreiben Philipp Köster & Robert Mucha (11 Freunde, August): „Gänzlich desaströs gerieten die Kommunikationsstrategien der Borussia jedoch, als erste Gerüchte über finanzielle Schieflagen beim BVB durch die Gazetten waberten und die Führungsetage darauf hin nur scheibchenweise für Klarheit sorgte. Stattdessen wurde gemauert und fintiert. Die Öffentlichkeitsarbeit der Dortmunder übernahmen die findige Journalisten der SZ und des kicker. Zweifellos ein Supergau der Unternehmenskommunikation. Das Dortmunder Desaster beleuchtet ein ganz grundsätzliches Problem der Managergilde. Denn die Öffentlichkeitsarbeit der Manager sollte sich eine ganz neue Perspektive geben. Findet jedenfalls Hannovers Ex-Trainer Ralf Rangnick, dessen Konflikte mit dem streitbaren Manager Ricardo Moar über mehrere Wochen die Gazetten füllten. „Der Manager eines Bundesligisten ist nicht mehr nur Scout und Verhandlungsführer, wie sich etwa Moar in Hannover gesehen hat. Der Manager sollte den Verein nach innen und außen interessiert repräsentieren und gewährleisten, dass mit einer Stimme gesprochen wird“, fordert Rangnick. „Jeder innerhalb und außerhalb des Vereins muss wissen, mit wem und mit welcher Vereinsphilosophie man es zu tun hat.“ Vielerorts herrsche über die Corporate Identity des eigenen Klubs völlige Unklarheit. „Gerade einmal bei zwei Klubs, dem SC Freiburg und Bayern München, weiß jeder, was er bekommt, wenn er ins Stadion geht. Fast der ganze Rest der Liga hat keine klar definierte Vereinsphilosophie, die auch so nach außen kommuniziert werden könnte, um neue Zuschauer zu werben.“ Eine Aufgabe wie aus dem Marketing-Lehrbuch, weniger für einen Fußball-Fachmann.“

of: Wie immer sehr lesenswert, die 11 Freunde – wenn sie doch nur auf Füllwörter verzichten würden.

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